Die Bedeutung der Kinder und Jugendlichen für eine jede Kommune steht außer Diskussion. Wie wichtig es für eine optimale Stadtentwicklung ist, bereits die Bedürfnisse der Jüngsten Bewohner abzufragen und zu berücksichtigen hat man auch in der Bibertstadt längst erkannt. Seit etlichen Jahren wurde deswegen durch die Stadtspitze jährlich eine Jungbürgerversammlung einberufen. In den vergangenen Jahren musste man allerdings die Erfahrung machen, dass sich die eingeladenen Kinder und Jugendlichen von der großen Anzahl an „Offiziellen“, nämlich Vertretern des Stadtrates und der Stadtverwaltung, eher abschrecken ließen. Teilweise waren sogar mehr „Offizielle“ anwesend, als Kinder und Jugendliche. Mit dieser Entwicklung wollte sich Bürgermeister Thomas Zwingel nicht abfinden. Dem Stadtoberhaupt ist es schließlich wichtig, die Anregungen und Gedanken der Kinder und Jugendlichen zu erfahren, weswegen er sich 2017 bewusst dazu entschieden, das bisherige Format der Jungbürgerversammlung zu modifizieren und die Zirndorfer Kinder und Jugendlichen zu einem so genannten „Meet and Greet“ einzuladen.
Das neue Konzept entpuppte sich als äußerst erfolgreich. Während der Bürgermeister am Vormittag Kinder zwischen 8 und 12 Jahren in seinem Büro empfängt, findet das Treffen mit den Älteren am Abend im Jugendhaus statt. Die Atmosphäre bei den vergangenen beiden Veranstaltungen war sogar so entspannt, dass der Abend mit einem freundschaftlichen Kicker-Turnier im Jugendhaus endete. Gute Anregungen der Jung-Zirndorfer für die Entwicklung der Bibertstadt gab es obendrauf. „Von Wünschen für das Freizeitangebot bis hin zu Sicherheitsaspekten an Spielplätzen – die Kinder und Jugendlichen machen sich Gedanken über die Entwicklung ihrer Heimatstadt. Das zeugt von Interesse und Verantwortungsbewusstsein und macht mich wahnsinnig stolz“, so das Stadtoberhaupt.
Die Entwicklung des Zirndorfer Jugendrats
Im Rahmen der konstituierenden Sitzung des Zirndorfer Stadtrats am 7. Mai 2014 wurde die Schaffung eines Jugendrats, bestehend aus einem Vertreter pro Fraktion und der Jugendhausleiterin als beratendem Mitglied, beschlossen. Die personelle Besetzung des freiwilligen Gremiums erfolgte in der darauffolgenden Juni-Sitzung.
Im April 2016 schaffte der Stadtrat auf Antrag des Jugendrates den Materialkostenbeitrag beim Spielmobil mit einstimmigem Beschluss ab. Ende 2017 wurde seitens des Jugendrates schließlich der Antrag auf Teilnahme und Rederecht an Jungbürgerversammlungen gestellt. Entgegen der Empfehlung der Stadtspitze wurde dem Antrag mit 17 zu 13 Stimmen zugestimmt. Außerdem wurde hinsichtlich der Angelegenheiten der Jugendarbeit eine Informationsverpflichtung der Stadtverwaltung gegenüber den Mitgliedern des Jugendrates statuiert. Nur drei Monate später musste dieser Beschluss allerdings wieder revidiert werden, da die Kommunalaufsicht des Landratsamtes Fürth die rechtlichen Bedenken der Zirndorfer Stadtspitze gegen die Zulässigkeit des gefassten Beschlusses bestätigte und diesen als rechtswidrig einstufte. Die Verwaltung wurde im gleichen Zug beauftragt, einen Satzungsentwurf für den Jugendrat zu erarbeiten.
Ein solcher Satzungsentwurf, der wesentliche Regelungen zu Funktion, Aufgaben, Zusammensetzung, Geschäftsgang wie dem Etat vorsah und dem Gremium insbesondere hinsichtlich einer Jungbürgerversammlung wesentliche Rechte einräumte, wurde dem Zirndorfer Stadtrat im Juni vorgelegt. Inhaltlich wurde der Entwurf selbstverständlich mit der Jugendhausleitung, die die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen am besten einschätzen kann, abgestimmt. Auf Antrag der Jugendrats-Sprecherin Elke Eder, der mit der Erforderlichkeit weiterer Vorbereitungen und Beratungen begründet wurde, wurde anstelle der Satzungsverabschiedung in der Juni-Sitzung allerdings die Vertagung des Tagesordnungspunktes beschlossen. Bis zum überraschenden Antrag auf Auflösung des Jugendrates Anfang Dezember 2018 hatte man seitens der Stadtspitze nichts mehr zu diesem Thema gehört.
Seitens der Verwaltung wurde seit Gründung 2014 im Übrigen mehrmals angeregt, der Jugendrat solle freie Träger, Kirchen und sonstige Verbände kontaktieren, da Jugendarbeit eben nicht nur durch die Stadt betrieben wird, sondern die Bandbreite der Jugendarbeit im Stadtgebiet sehr breit gestreut ist. Kritisch gesehen wurde auch, dass der Jugendrat selbst nie klare Ziele definiert hat.
Der Vorwurf „Verwalten statt gestalten“ trifft insoweit wohl besser auf das Nicht-Tätigwerden des Jugendrates zu.